Der Algorithmus von TikTok ist schuld

Ich öffne TikTok, um mich für ein paar Minuten zu entspannen und plötzlich ist eine Stunde vergangen. Bin ich danach schlauer, also habe ich etwas gelernt? Oder war es einfach nur Zeitverschwendung? Vermutlich irgendwas dazwischen. Aber warum fällt es so schwer, nur ein paar Videos zu schauen, anstatt gefühlt hunderte?

Der Algorithmus ist schuld. Der ist nämlich ziemlich ausgeklügelt und hält die Nutzer und Nutzerinnen bei Laune. Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen wird eine maßgeschneiderte „For you“-Seite erstellt. Im Groben funktioniert ein Algorithmus folgendermaßen:

  • Die Plattform (in diesem Fall TikTok) sammelt Daten was du likst, kommentierst, teilst und wie lange du dir bestimmte Inhalte ansiehst. Wenn du viele Videos von Hunden likst und kommentierst, merkt die Plattform, dass du Hunde magst. Wenn du dir ein Tanzvideo immer wieder ansiehst, merkt die Plattform, dass du Tanzvideos magst.
  • Die gesammelten Daten werden von den Algorithmen der Plattformen analysiert, um zu verstehen, was dir gefällt und was nicht.
  • Auf Basis dieser Analysen zeigt dir der Algorithmus dann mehr von dem, was dir gefällt, und weniger von dem, was dich nicht interessiert.

Es ist auf der einen Seite sehr bequem, nicht immer nach Inhalten suchen zu müssen, die einem gefallen, auf der anderen Seite gibt es vor allem einen erheblichen Nachteil, den der Algorithmus von TikTok mit sich bringt:

Du befindest dich irgendwann in einer Filterblase, der sogenannten „Bubble“

Eine Filterblase entsteht, wenn Algorithmen auf sozialen Medien und anderen Plattformen Inhalte filtern und dir nur das zeigen, was deinen bisherigen Interessen und Ansichten entspricht.

Eine Filterblase oder Bubble ist also eine Art abgeschottete digitale Umgebung, in der du nur die Inhalte siehst, die zu deinen bestehenden Ansichten und Vorlieben passen. Dadurch kann es sein, dass du eine eingeschränkte Sichtweise bekommst, da hauptsächlich Inhalte eingespielt werden, die mit deinen Überzeugungen und Interessen übereinstimmen. Irgendwann siehst du keine anderen Meinungen oder Ideen mehr und bleibst nur in deiner eigenen Blase. Es wird schwerer, objektiv und kritisch zu denken. Deine Ansichten und Überzeugungen werden ständig aus deiner eigenen Bubble bestätigt und dadurch verstärkt.

Es kommt zu einer Echokammer, die zu einer verzerrten Wahrnehmung der Realität führen kann. Durch die ständige Bestätigung kann es passieren, dass sich die Toleranz gegenüber anderen Meinungen und Perspektiven verringert. Am Ende können diese Echokammern und Filterblasen eine Polarisierung unserer Gesellschaft verstärken. Jugendliche sind noch stark beeinflussbar und können sich diesem Sog teilweise nicht entziehen. Dass diese Faktoren dazu führen, dass Fake News und Desinformation leichtes Spiel haben, liegt auf der Hand.

Gibt es denn eine Möglichkeit, den Algorithmus „zu überlisten“, damit man nicht ständig im eigenen Saft schmort?

Indem man Videos speichert oder likt, die auch mal andere Dinge zeigen, die außerhalb des üblichen Interessensgebietes liegen oder gezielt nach aktuellen Hashtags sucht, kann man den Algorithmus verändern. Aber das erfordert gezieltes Handeln und die Selbstreflexion, nicht in einer Bubble hängen bleiben zu wollen. Und ist der Algorithmus erst mal verändert, dauert es eine Weile, bis er wieder im Lot ist. Das kann sich so merkwürdig anfühlen, dass man das nur einmal macht. Ich persönlich glaube nicht, dass das viele Nutzer und Nutzerinnen bewusst machen.  

Tiktok ist für einen Großteil von Jugendlichen die Lebensrealität. Wir Erwachsene sollten uns damit auskennen, um mitreden zu können und diese Realität auch mitgestalten zu können. Momentan gibt es Tiktok noch. Es wird mangelhaft moderiert und stellt in meinen Augen eine Gefahr für Kinder und Jugendliche dar.

Aber es hilft nicht, die sozialen Medien für alles Schlechte verantwortlich zu machen. Ich sehe die Schulen in der Pflicht, neue Wege zu gehen, um ein Bewusstsein für dafür zu schaffen, wie man mit zweifelhaftem Inhalt umgeht. Beispielsweise mit DigitalSchoolStory. Hier ein Auszug aus den FAQ:

„Was hat TikTok in der Schule zu suchen?

Rund 80 Minuten am Tag verbringen Jugendliche im Schnitt auf TikTok. Damit ist die Plattform ein prägender Teil ihres Alltags. Umso wichtiger, dass sie gemeinsam die Mechanismen dahinter reflektieren und aus der Konsumenten- in die Gestalter-Rolle kommen. DigitalSchoolStory schlägt diese Brücke in den Alltag, um Lernen mit Begeisterung zu verknüpfen.“

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